Donnerstag, 4. September 2008

Ausflüge, Schule, Bürokratie

Nun hat es wieder ein wenig gedauert, bis ich Zeit gefunden habe, noch weitere Erlebnisse aus Rom zu berichten. Es hat sie gegeben, auch ein Grund dafür, dass ich keine Zeit hatte.
Sonntag wollten wir - sehr bemüht die katholischen Sitten und Gebräuche kennenzulernen - in eine katholische Messe gehen. Es ergaben sich dabei mehrere Kriterien, die zur Wahl der Kirche beitrugen (sie sollte gut mit der Metro zu erreichen, aber in gewisser Weise auch interessant sein). So entschieden wir uns für Santa Maria del Popolo. Da sie direkt an der Metrostation Flaminio liegt, erfüllte sie schon eines unserer Kriterien. Außerdem sei erwähnt, dass dort zwei Caravaggio hängen und dass Luther dort während seines Romaufenthaltes weilte und Messen las, da sie die Kirche der Augustinereremiten war.
Doch es hieß dann nicht "gesagt, getan", sondern es stellten sich einige Hindernisse in den Weg. Zuerst kam natürlich am Sonntag der Bus mit einiger Verspätung (daran hatten wir uns nach drei Tagen noch nicht gewöhnt) und so kamen wir mit einer viertel Stunde Verspätung in der Kirche an. Wir entschieden uns, noch einen kleinen Spaziergang zu machen und die Messe, die nach dem Internet jede Stunde gehalten wird, um 11 Uhr zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit konnte wir von einer kleinen Aussichtsplattform oberhalb des Piazza del Popolo schöne Fotos machen.























Wir hatten sogar unseren eigenen "Priester" dabei.
Nein, das ist Maros aus der Slowakei im Kolarhemd, der auch mit uns studiert.






Unser Vorhaben in die Santa Messe zu gehen, hatten wir jedoch noch nicht aufgegeben. So kamen wir sehr pünktlich um kurz vor elf in die Kirche. Doch nach einiger Zeit des Wartens mussten wir feststellen - wie auch auf einem Computerausdruck an einer Seitentür zu lesen war - dass es an dem Sonntag keine Messe gab.
Da es jedoch in Rom so viele Kirchen gibt, konnten wir einfach auf die andere Seite der Piazza gehen und dort eine Messe besuchen.
Zur Messe selber könnte ich wohl einige Eindrücke schreiben, doch ich möchte mich auf einige beschränken. So hatte sie vom Ablauf her natürlich große Ähnlichkeit mit der in Deutschland. Jedoch fand ich es sehr befremdlich, dass für mich wenig Besinnlichkeit aufkam, da der Priester die Messe eher las oder böse würde man sagen "leierte".
Dabei wurde mir wiederum die Bedeutung des in die Liturgie Hineingewachsenseins bewusst. Für alle Italiener um mich herum schien die Messe sehr wohl eine Feierlichkeit zu besitzen und sie konnten sich gut damit identifizieren. Mir fiel es jedoch dementsprechend schwer, mich heimisch zu fühlen.
Nach dem Gottesdienst ging ein Teil der Gruppe nach Hause. Ein Kommilitone, Martin, und ich wollten die Stadt jedoch noch ein wenig erkunden.

Wir gingen den Corso hinab, der - für alle die gerade keinen Stadtplan zur Hand haben - vom Piazza del Popolo zum Piazza Venezia führt und die nebenstehende Ansicht bietet.










Auf dem Weg habe ich auch den "Luther" wiederentdeckt, der in einer Nebenstraße ein Fass hält, das jedem Wasser bietet.
Es ist wohl nicht wirklich Luther, aber er hat zumindest eine gewisse Ähnlichkeit.








Am Ende des Corsos angekommen entschieden wir uns in das zu klettern, was ich immer "Schreibmaschine" nenne, das aber wohl ein Denkmal zu Ehren Vittorio Emmanuele II sein soll, dem ersten König Italiens. In diesem monumentalen, klassizistischen Gebäude, das um die Jahrhundertwende errichtetet wurde, findet sich das Museo del Risorgimento, was so viel wie Museum der Wiedergeburt heißt und denn italienischen Freiheitskampf im 19. Jahrhundert dokumentiert. Dementsprechend gibt es sehr viele Waffen und Büsten zu sehen und es gibt sogar in einem Raum ein Monument von vielleicht 5m Höhe, das den zu Pferd reitenden Garibaldi zeigt, hinter dem die Truppen stürmen.
Oben angekommen wurden wir vom atemberaubenden Blick über die Stadt belohnt, der sich von dem Café aus mit einem Espresso, der im Gegensatz zu allem anderen auch nicht teuer war, besonders gut genießen ließ. Es schien, jedoch ein Insidertipp zu sein, da es nur wenige Touristen gab. Die Fahrt mit dem Fahrstuhl auf die nächsthöhere Ebene "sparten" wir uns dann, weil wir dafür - bisher hatten wir für den Ausblick noch nichts bezahlt - 3.50 € hätten geben müssen. Man bekommt eben nur sehr wenig in Rom geschenkt.

Der Blick auf die Trajansforen.












Der Blick von der Terasse und die etwas müde Claudi.



























Nach dem schönen Blick über die Dächer Roms und einem Spaziergang durch die kleinen Straßen haben wir in Trastevere noch die wie ich fand bisher beste Pizza gegessen. In dieser Pizzeria wurden sogar geeiste Gläser gereicht, was bei 30°C im Schatten eine sehr klevere Idee ist.














Am Abend fand auf dem Circo Massimo, der bei Tag ja sehr langweilig ist, ein Konzert statt, das den Abschluss eines Benefizlaufes bildete, der von Nike in 24 Städten in der Welt organisiert worden war. Es spielten einem Deutschen unbekannte italienische Bands, die die Italienern jedoch richtig gut fanden.
Wir verbrachten einen netten Abend mit einer Flasche Wein und bekamen sogar etwas geschenkt;). Die Stadt verteilte kostenlos Wasser und Cola Zero machte auch Werbung.

Philipp, der Schwabe, freut sich natürlich immer, wenn es etwas umsonst gibt;).
Philipp und Martin (vorne)


Der Piazza Venzia bei Nacht mit dem Vaterlandsaltar im Hintergrund, den ich tagsüber besucht hatte.

An einer der Nebenstraße zur Via Aurelia Antica liegt neben einigen kirchlichen Konvikten das päpstliche Institut für Heilige Musik, zu Deutsch Kirchenmusik (an alle Kirchenmusiker). Es sieht für mich eher abschreckend als musikalisch lebendig aus.

Am Montag wollte ich es schaffen, mir ein Jahresticket zu kaufen. Ich scheute keine Kosten und Mühen, um dieses zu erwerben. Doch es ergab sich eine längere Geschichte daraus, die ein Paradabeispiel der italienischen Bürokratie und - man mag sagen - Kleinkariertheit zeigt.
Nachdem ich vom Termini (der Hauptbahnhof) nach Lepanto geschickt worden war, stellte mich also in einer Schlange an, in der ohne Übertreibung dreißig Leute vor mir standen. So wartete ich geduldig, denn Geduld ist eine Tugend, und Ausdauer, denn mein Stolz wollte es nicht zu lassen, dass es mir nicht möglich ist, ein Jahresticket zu erwerben. Vor mir stand eine Gruppe spanischer Priester, alle in schönen Kollarhemden, die sich sehr vergnügt unterhielten, was nicht unbedingt zur allgemeinen Besserung der Stimmung beitrug. Ich wartete also über 1 1/2 Stunden (und auch dies ist nicht übertrieben), befürchtete jedoch das es mit den Öffnungszeiten des Büros knapp werden könnte. Als nun die gesamte Gruppe der spanischen Priester abgefertigt worden war und ich an die Reihe kommen sollte, war der italienische Fahrkartenverkäufer der Ansicht, dass seine Überstunden mit 2 Minuten nun sichtlich überschritten seinen und schloss mit einem deutlichen "è già troppo tardi" die Jalousien der Schalters. Die Priester versuchten noch einen anderen, der leider nicht zu ihrer Gruppe, jedoch hinter mir stand, durchzuschleußen. Vor Wut schäumend (und wer mich kennt, weiß, dass ich das kann) eilte ich die U-Bahntreppe hinab und freute mich auf das erneute Warten am nächsten Tag. Die mir einen Vorteil zu bewirkenden Kollarhemden der Priester, die sich schon in anderen Situationen als herausragend erwiesen hatten, bleiben nun in meinem Gedächtnis eingebrannt und ich werde auch jeden Tag in Rom, denn es gibt viele solcher Hemden hier, wieder an diese erinnert. Für alle die Interesse an einem selbigen oder der Ansicht haben, möge diese Internetseite empfohlen sein: www.priesterhemden.de.
Da ich mich jedoch von einem solchen Erlebnis noch nicht zurückschrecken ließ, beschloss ich am Abend, nachdem ich mich noch einmal informiert hatte, mir am nächsten Tag einen "codice fiscale", einen Steuercode, zu besorgen, den man in Italien braucht, um einen Vertrag abschließen zu können. Das Büro, um diesen zu erhalten, lag natürlich in einem eher abgelegenen Stadtteil. Doch auch dies war für mich kein Grund, es nicht auch zu versuchen. Als ich jedoch dort ankam und an allen Eingängen die Gitter herunter gelassen waren und ich auch nach Nachfragen erfuhr, dass sie unter der Woche morgens von 8.45 Uhr bis 12.45 Uhr und von Dienstag bis Donnerstag von 14.15 bis 15.35 Uhr (die Zeiten sind schon recht absonderlich) geöffnet haben, sang mein Mut, in dieser Bürokratie wirklich erfolgreich zu sein, erheblich. Als letzten Versuch fuhr ich noch einmal zu der Metrostation, in der Hoffnung vielleicht auch ohne einen codice fiscale das Jahresticket zu erlangen. Doch nicht nur meine Hoffnung wurde zerstört, ich wurde auch noch richtig nett angepampt. So war die Frau der Ansicht, dass ich keine reduzierte Jahreskarte kaufen könne, weil ich keinen Erstwohnsitz in Rom habe. Sie zerknüllte entschieden den Antrag und ich pampte auf Italienisch zurück, um dann resigniert - im Angesicht der nicht zu besiegenden italienischen Bürokratie - nach Hause zu fahren und mich auf Monatskarten einzulassen.
[Eine kurze Anmerkung am Rande: Für Schweizer ist es übrigens noch schlimmer, weil die ja keine "richtigen" EU-Bürger sind. ]


Auf dem Weg zur Schule.

Die eher heruntergekommene Straße, in der sich die Pizzeria befand.
Dort warten sehr hungrig Philipp und Martin auf das Essen und die Deutschen sind natürlich überpünktlich.
Da in dieser Woche die Sprachschule angefangen hatte, ergaben sich gleich nette Begegnungen bei dem von der Schule organisierten Abend in der Pizzeria, die in einem etwas schäbigen, wohl aber kultigsten Viertel Roms lag. Einige Fotos mögen den Abend dokumentieren.
Nur kurz angemerkt: Die Jungs, Philipp und Martin, sind fast nie satt und können noch die Reste von kleinen Sprachschülerinnen essen, denen so eine große Pizza schnell zu viel wird.
Manche mögen es auch das "schwäbisch-hallische" Hausschwein nennen oder andere Piggeldy und Frederik;). [Für alle, die es nicht kennen: http://de.youtube.com/watch?v=oP6QMhPP_vE; http://de.wikipedia.org/wiki/Piggeldy_und_Frederick

Martin und Philipp

Der Abend war jedenfalls sehr lustig. Am Ende habe ich sogar noch jemanden aus der Heimat, aus Satzwey bei Euskirchen getroffen. Ja, so klein ist die Welt...

Die Gruppe der Sprachschüler, die die Pizzeria besucht haben.

Donnerstag waren wir dann "schon wieder" zum Pizzaessen eingeladen. Man hat es aber auch schwer...
Die deutsche, lutherische Gemeinde in Rom in der Via Toscana, einer Nebenstraße der Via Veneto, eine der Prunkstraßen Roms, hatte die Melantonini zur Begrüßung eingeladen. Es wurden einige kürzere und längere Reden geschwungen und am Ende gab es leckere Pizza und einen netten Abend. In der Gemeinde werden wir sicherlich mitwirken. Unsere Mithilfe für den jährlichen Adventsbazar im November wurde schon erbeten. Adventskränze binden und in der Küche helfen werden wir natürlich gerne.

An dieser Bushaltestelle beginnt jede Reise in Rom, auch die zur deutschen, lutherischen Gemeinde.

Auf dem Weg zur deutschen Gemeinde in der Metro.

Katharina und Maros in der Metro.

Und die restlichen Mitbewohner auf der anderen Seite: Caro, Jonathan, Claudia und Martin (von links). Nur Philipp fehlt.

Die deutsche, lutherische Kirche von innen.

Im sehr schönen Innenhof beim Pizzaessen.

Die Via Veneto bei Nacht.

Sehr lustig gehen Maros, Caro, Vanessa und Susanna (v.l.) zurück.

Man mag ja meinen, es gebe in Rom keinen Schnee, schon gar nicht im September. Doch der Anschein zeigt etwas anderes.
Da es die ganze Woche schon sehr warm gewesen war und wir ohne Hausaufgaben in das Wochenende gingen, fuhren Philipp, Martin und ich am Freitag Nachmittag direkt nach der Schule an den Strand nach Ostia (an dieser Stelle sei erwähnt, dass Neid - wie ich heute sogar im Italienischkurs gelernt habe - eine Todsünde ist).
Weil es Freitag war und ein starker Wind wehte, der die Wellen jedoch zu besonderer Höhe brachte, war der Strand sehr schön leer. Wir fanden ein windgeschützes Plätzchen und gingen abwechselnd ins Wasser, damit immer einer bei den Sachen blieb. Das Planschen, von Schwimmen kann weniger die Rede sein, in den Wellen war wunderbar und sehr lustig.
Müde und braun gebrannt von der Sonne, die an dem Tag auf Grund des Windes nicht zu spüren war. Abends kochten wir noch und ich fiel recht müde ins Bett und freute mich darauf, am nächsten Morgen ausschlafen zu können. Es kam ein richtiges Schulgefühl auf, weil man nur Samstag ausschlafen kann, weil Sonntag ja Kirche ist.


In den Wellen...
Der Samstag war dann auch dementsprechend gemütlich. Nach ausgiebigem Frühstück, putzte ich und am Nachmittag, leider genau in der Hitze, gingen wir noch ein bisschen Eisessen und wollten eigentlich auf einer netten Straße im benachbarten Viertel Bummeln, doch als wohl noch nicht richtige Italiener hatten wir die Siesta, die bis 16 Uhr dauert. Daher waren alle Geschäfte geschlossen und wir konnten nur einige Lebensmittel für den Abend einkaufen.

Eisessen geht in bella Italia immer, nicht nur als Späteis!

Vor allem Philipp "kann ohne seit Späteis nicht schlafen" (übersetzes Zitat:"Non posso dormire senza il mio gelatardino.")

Auch mir schmeckt das Eis.

Kochen am Abend:
Der Blick aus der Küche.

Maros, Philipp und Jonathan kochen eifrig...

Schmecken tuts allen.


Da ja nun, wie alle Fußballfans wissen, die Qualifikation für die WM 2010 begonnen hat, sollte das erste Fußballspiel in Italien geschaut werden. Wir wollten dazu nach Testaccio, einem In-Viertel Roms, fahren. Jedoch verzögerte sich unsere Ankunft durch verspätetes Aufbrechen und einer Odysee gleichenden Busfahrt bis zur zweiten Halbzeit. Leider fanden wir auch nur noch eine recht einfache Bar, in der es sehr trockene Brötchen gab. Am Ende hat Italien ja dann doch noch gewonnen...

Sonntag besuchte der Sommerkurs "Ökumenisches Lernen" in Rom, der auch vom Melanchthon-Zentrum ausgerichtet wird, die Basilika San Paolo fuori le mura. Die Melantonini hatten beschlossen sich anzuschließen und waren sehr pünktlich da. Herr Wallraff lieferte schon eine kleine Einführung, mit einem Verweis auf ein besonderes Portal, das in Konstantinopel gefertigt worden ist, als die Kirchen schon getrennt waren. Dieses Portal hat sogar den Brand im 19. Jahrhundert überlebt. San Paolo fuori le mura, übrigens eine meiner Lieblingskirchen, ist im 19. Jahrhundert fast vollständig abgebrannt, wurde jedoch orginalgetreu wieder aufgebaut. Dadurch ist ein Zeugnis für den Baustil von Basiliken aus dem 4. Jahrhundert, zu Zeit Konstantins, erhalten geblieben. In dieser Art kann man sich auch Alt-Sankt-Peter vorstellen. Der große Vorhof, in dessen Mitte die Paulusstatue steht, ist beeindruckend und ein Brunnen erinnert noch an Reinigungsriten, wie sie aus dem Alten Testament bekannt sind. Der Innenraum der Kirche, es ist eine fünfschiffige Basilika (der Petersdom hat nur drei Schiffe) ist für mich deshalb so beeindruckend, weil es viel Raum gibt. Sie ist in keiner Weise überfrachtet und alles strebt auf das Grab und die da hinterliegende Absis, die jedoch aus dem Hochmittelalter stammt. Das Ziborium über dem Grab stammt sogar aus der Gotik, was in Rom eben eine Seltenheit ist.
In dieser schönen, bei mir immer meditativ wirkenden Kirche feierten wir dann mit den katholischen Brüdern die Messe. Es war das Konventamt der dort lebenden Benedektinermönche. Die Predigt war sehr gut, was ich sogar mit meinem jetzigen Italienisch sagen kann. Nach der Messe gab es noch ein nettes Gespräch mit dem Benediktinerprior (der Erste unter den Brüdern, der den Kontakt zum Abt hält), das interessant war und für die Melantonini in einem gemeinsamen Gespräch und einer ökumenischen Andacht vorgesetzt wird.

Der Vorhof von San Paolo.

Paulus, der streng über die ankommenden wacht.

Eine sehr schoene Kosmatenarbeit im Kreuzgang von San Paolo.

Der Kreuzgang.

Der Kreuzgang.
Auch Nonnen essen gerne bei McDonalds.
Der restliche Sonntag verlief ruhig und wurde von einem Besuch beim Trevi-Brunnen gekrönt. Ich war wirklich entsetzt, wie viele Mensche dort waren. So hatte ich es nicht in Erinnerung gehabt. Ich ergattete jedoch einen gemütlichen Platz, von dem aus ich über die Menge schauen konnte und Martin scheute keine Anstrengungen das perfekte Foto zu schießen. Das Ergebnis ist hier zu sehen.

Der Trevi-Brunnen bei Nacht.

Der Petersdom ist aus allen Perspektiven immer wieder schoen anzusehen.
Doch wie das bei Schule so ist, beginnt sie jeden Montag aufs Neue. Katharina und ich freuten uns auf Piero, der Sprachlehrer, und wurden mit "Periodo ipotetici" für die gesamte Woche begrüßt (ich muss sagen, dass ich leider schon jetzt genervt bin).
Doch am Montag Nachmittag konnte ich ein besonderes Schmuckstück in Rom besichtigen, die Scavi. Die Scavi sind die päpstlichen Ausgrabungen um das Petrusgrab, die 1940 begonnen und 1950 abgeschlossen wurden. Das Petrusgrab (ich gehe hier von der katholischen Auffassung aus, da eine Echtheitsdiskussion an dieser Stelle zu viel Zeit in Anspruch nähme) lag an einer Gräberstraße, wie sie ja im römischen Reich üblich waren. Zur Zeit Neros, als Petrus wahrscheinlich starb, lag ganz in der Nähe der Zirkus des Neros. Diese Gräberstraße wurde nun ausgegraben, jedoch nicht gänzlich. Wahrscheinlich würde man unter dem gesamten Vatikan etwas finden, was jedoch im Grunde für ganz Rom zutrifft.
Über das Petrusgrab wurde im 2. Jahrhundert wohl schon ein Haus gebaut, dessen eine noch erhalten sein könnte. Konstantin baute im 4. Jahrhundert dann die erste Basilika über dieses als Petrusgrab verehrte Grab. Die österreichische Nonne, die uns durch die Ausgrabungen führte, brachte noch diverse Belege für das Petrusgrab an dieser Stelle. Es sei erst einmal dahin gestellt. Für den Bau der konstantinischen Basilika wurden viele der dort stehenden Grabmäler der Römer zugeschüttet und daher sind die Malerei und Räumer sehr gut erhalten geblieben. Über dem Petrusgrab wurde zu dieser Zeit schon ein Altar gebaut, der im 6. Jahrhundert von Gregor I. erweitert wurde. Im 16. Jahrhundert folgte dann die allen bekannte noch heute stehende Petersbasilika, deren Altar mit dem Baldarin von Bernini über demjenigen von Gregor und darunter Konstantin, also über dem Petrusgrab steht. Bei den Reliquien angekommen fragte uns die Nonne, ob wir mit ihr das Glaubensbekenntnis beten wollten. Wir machten ihr kurz deutlich, dass wir evangelisch seien, worauf sie uns sofort das Vater Unser anbot. Wir beteten also am Grab eines Menschen, der auch Petrus seien könnte, das Vater Unser und gedachten so seiner.
Danach folgte noch eine Führung durch den Petersdom, der immer wieder beeindruckend ist, wenn auch ganz anders als z.B. San Paolo fuori le mura. Details mag ich jetzt ersparen, da sie eh am besten an Ort und Stelle zu erklären sind. Dass sich jedoch privates Führen im Petersdom und auch in San Paolo als schwierig herausstellt, durften wir feststellen. Herr Wallraff versuchte es mit Bravour, musste sich dabei jedoch gegen Touri-Führer, Wächter und sogar Vatikanpolizei (nicht Schweizer Garde) durchsetzen. Keiner kann verstehen, warum ein Professor seinen Studenten nicht ohne Kopfhörer erklären darf, was sie sehen. Vielleicht wird es auch dafür irgendwann eine Lösung geben...


Der Blick auf den Peterplatz.

Ein wunderschoener Blick in die Kuppel.



Der Versuch in der dunklen Kirche zu fotographieren.

Alle trinken am dreifachen Tiarabrunnen.

Ein ruhiger Dienstag folgte, der jedoch einen Höhepunkt in einem Gespräch mit Monsignore Dr. Matthias Türk fand, der für den ökumenischen Dialog mit den lutherischen Kirchen zuständig ist. Das Gespräch war interessant und gab wiederum gute Einblicke in die katholische Lehre. Ich bin gespannt, wie das Seminar, das er an der Gregoriana anbietet wird. Außerdem kann ich mir langsam immer besser vorstellen, wie es sein wird, hier gerade zu Ökumene zu studieren.
In der Sprachschule haben wir für unsere Einzelstunden einen Essay zu dem Thema "Papst Benedikt XVI ist Nachfolger Petri, wahr oder falsch? auf Italienisch zu schreiben. Ich erinnere mich also an eine im letzten Semester belegte Übung und finde nach so viel freier Zeit viel Freude daran, wieder theologisch zu denken und zu schreiben. Es bleibt also spannend...


Caro und Claudia.

Die neoklassizistische Einkaufsgallerie, in der es sehr guten Kaffee gibt.

Marion und Claudia bei einem Eis von Giolitti. Es war schon sehr lecker...
Was weiterhin passiert im noch immer sonnigen Rom, in dem man sich nur bei den auf 21° C kühlenden Klimaanlagen erkältet, wird weiterhin gepostet. In welchen Abständen kann ich nicht versprechen. Es kann - wie ihr seht - schon mal länger dauern, gerade wenn die Woche so voll ist. Und ich habe dann doch noch den Anspruch neben einigen Bildern auch Text zu schreiben.
Nachdem ich Marion (die Schwester meiner Mutter) und Ruthild in den Bus gesetzt hatte - wir waren zuvor am Campo dei Fiori Pizzaessen gewesen - konnte ich es zu Ende bringen.
Ich freue mich schon auf weitere Erlebnisse und auch ihr dürft euch freuen.

Liebe Grüße, Claudi.

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