Nach einer sich zum Ende hin sehr dramatisch entwickelnden Packaktion, bei der meine Eltern tatkräftig (und das ist wörtlich zu verstehen) mitgeholfen haben, hatte sich mein Gepäck dann von anfangs ca. 50 Kilo auf nur noch 35-40 Kilo verringert. Dementsprechend war es eine gute Entscheidung mit der Bahn zu fahren, da derartige Mengen an Gepäck innereuropäisch und bei Billigfluglinien schon gar nicht denkbar sind.
Ein bisschen erschöpft kam ich dann rechtzeitig am Bahnhof an. Als ich den Zug mit all meinem Gepäck sicher bestiegen hatte, begab ich mich auf die Suche nach meinem Sitzplatz. Im richtigen Wagen war ich dank der Wagenstandanzeige der Deutschen Bahn ohne Probleme gelandet. Das Abteil, in dem sich mein Sitzplatz befand, war schon verdunkelt und nachdem ich die Abteiltür geöffnet hatte, erfuhr ich schnell den Grund. Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern hatte es sich schon auf den sechs Sitzen bequem gemacht und schaute mich doch recht erstaunt an, als ich ihr erklärte, dass ich auch noch einen Platz besetzen wolle. So begann die Nacht im Nachtreisezug von Bonn Hbf nach Milano Centrale also schon sehr früh (um 20.30 Uhr), da Kinder im Alter von 4 und 6 Jahren um diese Uhrzeit ja schon schlafen müssen. Das mit dem schlafen Wollen war jedoch eine andere Sache. So dauerte es dann doch noch seine Zeit bis eines und am Ende auch das zweite der Kinder schlief. Die Nacht war dann entsprechend der Ausstattung des Abteils - es handelte sich nämlich nur um ein Sitzplatzabteil, dessen Sitze man auch nicht ausziehen konnte - eher unbequem und durch einige Besuche gestört. So kam des öfteren die mit einer keifenden Stimme rufende Schaffnerin vorbei und die deutsche und italienische Zollpolizei meinte, uns an der schweizer Grenze sowohl bei der Einfahrt um 1.00 Uhr nachts wie auch bei der Ausfahrt um 6.30 Uhr morgens in Augenschein nehmen zu müssen. Man hätte, könnte ja etwas schmuggeln...
Dann doch noch pünktlich in Mailand um Viertel vor Acht angekommen - woran ich nach dem langen Aufenthalt in Chiasso (Bahnhof nach dem Gotthardtunnel, wo der italienische Zoll uns inspizierte) wirklich gezweifelt hatte - fand ich sofort den Weg zum neuen italienischen Schnellzug, dem Eurostar, und konnte ruhig meinen Platz einnehmen. Nachdem ich in 4 1/2 h in dem gut (ein bisschen zu gut) klimatisierten ES nach Rom befördert worden war, stieg ich aus und konnte mich in Sekundenschnelle an die ca. 30° C gewöhnen, die nach den 15° C in Bonn doch eine Umstellung waren.
Nach einer auf Grund des Gepäcks beschwerlichen Metrofahrt kam ich gut im Centro Melantone, das direkt neben der Deutschen Schule in Rom liegt, an und konnte mich sofort in meinem Zimmer erfrischen. Zu den 10qm, die in den nächsten zehn Monaten mein Zuhause sind, gehört nämlich ein sehr schönes Bad, das ich ganz für mich habe. Das Foto zeigt den Blick aus meinem Zimmerfenster;).
Von einer kurzen Ruhe gestärkt habe ich mich dann auf den Weg zum Supermarkt, genannt PAM, begeben, in dem sich alles lebensnotwendige zu nicht ganz lebensunterhaltsfreundlichen Preisen fand. Nach zwei Tagen hier haben wir heute aber schon den günstigeren und weitaus besser ausgestatteten Supermarkt ausgemacht, der den bezeichnenden Namen InGrande trägt und der Metro oder dem Kaufland ähnelt.
Beim Kochen habe ich dann schon meine Mitbewohner und Kommilitonen im Studienjahr, Theologiestudenten aus der Slowakei, der Schweiz und Deutschland, kennengelernt.
Mit einem Spaziergang zum Petersdom, der natürlich das erste Ziel oder viel mehr Pilgerort eines jeden Romreisenden sein sollte, wurde der Abend schön abgerundet.
Am Freitag Morgen stand dann der Spracheinstufungstest an, den alle absolvierten und mit einiger Wartezeit (damit uns der Chef des Hauses am Ende stilvoll verabschieden konnnte) krönten. Danach machte die gesamte Melanchthon-Gruppe die Stadt Rom unsicher. Wir fotographierten wild drauf los und konnten sogar mit Hilfe einer Japanerin ein Gruppenfoto erzielen. Wir schlenderten in kleiner werdender Gruppe bis drei Uhr durch die Altstadt von Rom, machten erste Erfahrungen mit Cafés (fürs Hinsetzen zahlt man immer einen Euro drauf) und entdeckten zum Mittagessen eine gute Pizza tagliata. Außerdem haben wir im angeblichen besten Eiscafé der Stadt ein Eis gegessen, bei dessen Kauf sich das Sprichwort "die Qual der Wahl" zu haben, bewahrheitete. Ich denke, dass man sicherlich von 30 Eissorten sprechen kann, die dort zur Wahl standen. Doch nicht nur die kulinarische Seite Roms haben wir an diesem ersten ganzen Tag in Rom entdeckt, sondern auch die kulturellen Highlights ließen wir nicht außen vor. Nach einem Abstecher zum Piazza Navona wurde das Pantheon - kurz durch das Eisessen unterbrochen - und dann die Kirche Santa Maria sopra Minerva besucht.
Zum überwältigenden Eindruck muss ich wohl denen, die es schon einmal gesehen haben, nichts sagen, den anderen möge das Foto als ein Einblick genügen. Man muss es selber gesehen haben.
Doch zur Kirche Santa Maria sopra Minerva, die in unmittelbarer Nähe zum Pantheon steht, nur einige kurze Stichpunkte, um die Sehenswürdigkeit zu erläutern. Als erstes sieht man, wenn man sich der Kirche nähert den Elefanten mit dem Obelisken (siehe Foto). Der Obelisk stammt wohl aus Ägypten, doch der Elefant wurde von Bernini angefertigt und hat wie ich finde immer etwas kindliches zwischen den großen Monumentalbauten. In der Kirche selber, die auf den Ruinen des antiken Minervatempels erbaut wurde, findet sich zum einen eine Christusstatue des späten Michelangelo. Zum anderen hat die Kirche eine Himmelsdecke, die sie in ein dämmriges Blau hüllt. Es handelt sich außerdem um eine der wenigen gotischen Kirchen in Italien. Um den kurzen Vortrag abzuschließen, ist noch zu erwähnen, dass die Mystikerin Katherina von Siena in dieser Kirche unter dem Altar begraben liegt, was für katholische Pilgergruppen zum Grund einer Wallfahrt zu dieser Kirche wird.
Nun doch sehr erschöpft nahmen wir dann einen Bus (und man weiß in Rom nie so recht, ob der Bus auch da endet, wo er es beabsichtigt) und kamen nach fast einer dreiviertel Stunde Fahrt wieder im Studentato an.
Dass kulinarische Erlebnisse in Rom nicht nur in Restaurants und Cafés zu erleben sind, erfuhr ich am Abend, als wir gemeinsam ein Risotto gekocht haben, das es von seinem Niveau her durchaus mit sonntäglichen Kochkünsten von Boris und mir aufnehmen konnte.
Da man in Italien niemals früh isst und auch nicht früh mit dem Essen endet, lebten wir also einen Abend nach gut italienischer Sitte, der in der Küche endete, als die Flasche Wein leer war, jedoch erst nach einem Eisspaziergang abgerundet wurde. Wer hier Eis isst, muss wirklich schnell sein. Da kann es sein, dass die Eisverkäuferin, die sich sicherlich über unser Bestellen in gewähltem Italienisch und lautes Reden in Deutsch währenddessen amüsierte, einem soviel Eis auf ein Hörnchen packt, das als "piccolo" verkauft wird, dass man nicht einmal aus dem Geschäft kommt, ohne erste Tropfen des Eises auf seinen Kleidern wieder zu finden. Doch so ein Schokoeis - dies sei für alle gesagt, die Schokolade lieben - findet sich sonst nicht. Es machte den Eindruck von gefrorener Schokolade, die aber cremig ist.
Soweit also erste kulinarische und kulturelle Erlebnisse und Eindrücke aus dieser so lebendig, quirrligen Stadt Rom. Es gefällt mir und ich freue mich auf den Sprachkurs, weitere Besichtigungen der Kirchen, Plätze und
Ich freue mich natürlich auch auf Antworten, Anrufe und Post in jeder Form von euch.
Mit ganz lieben Grüßen verabschiede ich mich bis in einigen Tagen von euch. Claudia.
Der Blick aus meinem Zimmer am Morgen.
Das Pantheon
Der Bernini-Elefant vor Santa Maria sopra Minerva
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